Interview mit Daniel Steger – Vormals Inhaber von Paradise Bar and Guesthouse

Hallo Daniel,

Q: Besten Dank dass Du die Zeit genommen hast für dieses Interview. Du siehst recht entspannt aus. Dir geht es besser nicht wahr?

A: Viel besser. Und nicht nur mir geht es besser, auch meiner Frau Gung geht es wesentlich besser auch wenn man ihr den Stress damals oft nicht angesehen hat. Wir haben die Bar gerade noch rechtzeitig verkauft. Für das Interview nehme ich mir gerne die Zeit.

Q: Das mit der Bar war nicht grade die stärkste Idee von Dir oder?

A: Das kann man vom Gewinner oder auch vom Verlierer Standpunkt anschauen. Es hätte sicher besser laufen können wenn alle am selben Strick gezogen hätten. Ich bin zu sehr behindert worden von allen Seiten. Faktisch haben viele an meiner Bar verdient nur ich nicht.

Q: Das ist bitter oder nicht?

A: So ist es. Das ist keine schöne Erfahrung. Aber es liegt hinter uns und meine Frau und ich schauen nach vorn.

Q: Wo lagen die Probleme?

A: Hör mal, Du kannst nicht gewinnen wenn alle anderen, dein Team, deine Mitarbeiter das nicht wollen. Und nur auf ihren eigenen Vorteil schauen. Meine Frau war die einzige die mich unterstützt hatte. Und ich sage heute auch, wenn der einzige Sinn dahinter, dass ich dieses Guesthouse gekauft habe war, dass ich dadurch meine heutige Frau kennengelernt habe, dann hatte es sich dennoch haushoch gelohnt.

Q: Das sind grosse Worte, Daniel. Wie kam es denn dazu?

A: Meine Frau hat damals täglich zugeschaut wie ich allein und verlassen für meine Bar geschuftet habe. Das hat ihr imponiert.

Q: Mitleid?

A: Nicht wirklich. Anziehung. Sie wollte mir helfen. Wer macht das schon? Ja und durch eine glückliche Fügung und einer wohlgesonnenen Person kam alles gut.

Q: Mittlerweile seit ihr in Buriram und ihr renoviert euer Haus. Fühlst Du Dich glücklich im Isaan?

A: Die Leute hier sind sehr freundlich. Sie nehmen mich auch entsprechend auf. Wildfremde Menschen quatschen mich in ihrem Englisch an und ich antworte in meinem Thai. Ich bin ohne Frage ein Exot hier, schon alleine deswegen weil ich nur einer von drei Farangs bin im Umkreis von 30 Kilometern. Da muss man es auch schon mal n bisserl lockerer sehen wenn man angeglotzt wird. (Allerdings glotzen die Schweizer ja auch nicht so offensichtlich auf Personen die augenscheinlich aus mehr oder weniger exotischen Ländern stammen.)

Q: Nervt es Dich angeglotzt zu werden?

A: Ich finde nicht dass ich was Besonderes bin. Allerdings hier fühle ich mich manchmal schon ein wenig zur Attraktion reduziert. Das ist nicht immer angenehm. Aber hier ist das schon eher verständlich als in Pattaya oder gar in Bangkok. Genauer gesagt an Orten wo man sich Farangs eigentlich gewohnt sein sollte.

Q: Was machst Du nun beruflich?

A: Faktisch genau dasselbe was ich schon seit langer Zeit mache. Internet Marketing und Übersetzungen. Englisch zu Deutsch und umgekehrt. Ich übersetze Ebooks, ganze PLR Projekte, inkl Webseite, PHP Scripts sowie amerikanische WordPress Plugins und dergleichen.

Q: Und Du kannst davon leben?

A: Reich bin ich noch nicht geworden damit. Aber ich profitiere natürlich auch davon dass ich in diesem Land von einer Provision mehrere Wochen leben kann. Man muss dran bleiben. Chancen erkennen und nutzen.

Q: Bist Du froh darüber dass Du aus Europa ausgewandert bist?

A: Schon als ich gegangen bin, damals im September 2009 haben mir Leute, die mir gar nicht mal sooo eng am Herz standen gesagt, „Ha der machts richtig“. An dieser Stelle ein Danke an meinen Metzger Urs Stierli in Bremgarten. Wenn ich mir die heutige Situation in Europa anschaue dann ich bin ich wirklich nur froh dass ich da die Muffe gemacht habe.
Auch wenn die Schweiz vermeintlicherweise eine Insel ist, die mit der EU (zumindest offiziell) auch nicht sehr viel am Hut hat) färbt der ganze Scheiss der da in der EU passiert auch auf mein Land ab. Gerade heute konnte ich wieder einen Artikel darüber lesen dass die EU ein Sanierungsfall ist. Ich danke heute noch unserem modernen Nationalhelden Christoph Blocher dafür dass er sich so vehement für die Schweiz eingesetzt hat. Mittlerweile müssten selbst die ultralinken in der Westschweiz von Ihrer Meinung abgekommen sein und endlich eingesehen haben dass die EU eine Totgeburt war. Eine nicht überlebensfähige Ansammlung von Vollidioten die sich nur bereichern wollen.

Q: Du scheinst Dich mit dem Tagesgeschehen auszukennen

A: Mich täglich zu informieren war eine meiner Chefaufgaben in der Bar. Ich habe es immer getan und ich tue es heute noch. Viele Kunden kamen in unsere Bar um sich mit mir auf Deutsch, Französisch, Englisch über aktuelle Themen zu unterhalten. Ich hatte unzählige gute und sehr spannende Gespräche. Manchmal reagierten meine Ladies in der Bar eifersüchtig. Weil sie dachten dass ich ihnen durch einen unfairen Vorteil (Sprachenkenntnisse) die Drink Provis oder noch mehr wegnehmen würde. Mein Ziel war die Kundenzufriedenheit. Und so leid es mir tut. Männer denken selbst in Pattaya nicht pausenlos ans Bumsen. Grins

Q: Du hast also deine eigenen Ladies in der Bar ausgehebelt? Lieber hast Du Dich von Kunden zum Bier einladen lassen als dass Du Deinen Ladies die Chance liessest dass der Kunde ihnen auch einen Drink spendiert? Versteh ich das richtig?

A: Nicht ganz. Es ist eine Frage der Empathie und auch der Sympathie. Manchmal stellte es sich durch Zufall heraus dass der Kunde aus Deutschland oder Frankreich stammte. Manchmal war es auch offensichtlich dass der Kunde sich durch die (manchmal zu aufdringlichen Ladies) genervt fühlte. Es war bestimmt nicht in meinem Sinne meinen Ladies was wegzunehmen. Aber ich habe es zu oft erlebt dass Kunden gar nicht wegen der Ladies kamen.

Q: Sondern?

A: Viele freuten sich einfach sich in Südostasien mit jemandem in ihrer Muttersprache zu unterhalten. Vor allem die eher sprachfaulen Nationen wie Deutschland und vor allem Frankreich. Bei den Deutschen demaskierte ich mich meistens aus Selbstschutz weil deren Englisch zu offensichtlich nach Deutschland Slang klang. Und bei den Franzosen war es noch viel schlimmer. Die waren dann echt froh dass ich mich mit ihnen in französisch unterhalten konnte. Andere kamen um Pool zu spielen. Aber auch mit gebildeten Amerikanern hatte ich sehr sehr lange, tiefe und hochinterressante Gespräche.

Q: Mit Amis? Worüber?

A: Lach—Glaubs oder nicht. Es gibt tatsächlich eine Menge Amis die wissen wollen wie eigentlich der Rest der Welt über Amerika denkt.

Q: Was war das erste das Du gemacht hast nachdem Du die Bar verkauft hast?

A: Ich habe mir erstmal was geleistet was ich schon lange wollte. Ein paar Converse All Star Chucks. Ich dachte mir jeder Thai kann sich das leisten. Und eigentlich wollte ich ja in diesen Schuhen meine Frau heiraten. Damals mitte 2012 klappte es nicht. Zum Glück. Denn Mick Jagger der damals seine Bianca in weissen Chucks heiratete, hatte sich ja von ihr scheiden lassen. Also ein eher schlechtes Omen. Und abends nach Vollstreckung des Deals sind Gung und ich erst mal fein bei OISHI essen gegangen.

Q: Stehst Du auf Thaifood?

A: Ich esse schon seit Jahren kein Thaifood mehr. Und beim OISHI Buffet bekommt man alles wenn Du das meinst. Auch europäisches Essen.

Q: Was hast Du gegen Thaifood?

A: Ich habe nichts gegen Thaifood. Wer es mag, dem wünsche ich Guten Appetit. Ich mag es einfach nicht mehr essen. 5 Tage Verstopfung gefolgt von 2 Tagen Durchfall. Das war der Zyklus der sich spätestens nach einem Monat einstellte. Mittlerweile bekomme ich Verstopfung wenn ich einen Reiskocher nur sehe. Ich rümpfe die Nase wenn ich Zitronengras und Chilli nur rieche. Manche Thai Gerichte riechen so abartig streng dass ich befürchte dass mir gleich die Dachziegel am Haus wegfliegen. Davon abgesehen halte ich die Thai Küche für die einfallsloseste Küche der Welt. Zumindest im Vergleich zu Europa.

Q: Magst Du das einfache Leben in Buriram?

A: Ja. Sicher. Was in unserem Haus hier absolute Priorität hatte, war die Einrichtung einer europäischen Toilette. Und eine einigermassen schlaue Küche auf der ich mein eigenes Essen zubereiten kann. Glaub mir, der Mensch ist an sich mit wenig zufrieden.

Q: Ihr habt hier drei Hunde und auch Katzen. Du scheinst ein echter Tierfreund zu sein. Wie funktioniert das mit dem Zusammenleben, ich meine Hunde und Katzen, geht das überhaupt?

A: Ich bin ein Katzennarr. Und ja, das Zusammenleben mit den Hunden und den Katzen funktioniert hervorragend. Manchmal fauchen die Katzen, die in ihrem sehr jungen Alter den Hunden gegenüber schon sehr selbstbewust auftreten, und die Hunde zeigen dann gerne mal Flagge indem sie die Kätzchen anknurren. Aber zu einem Zwischenfall ist es noch nie gekommen. Es ist eine äusserst friedliche Koexistenz.

Ich bin mit zwei deutschen Schäferhunden aufgewachsen. Die eine ist leider recht früh verstorben. Vermutlich am psychischen Druck den mein Vater auf sie ausgeübt hatte. Die zweite wurde von meiner eigenen Mutter, beeinflusst durch sehr verabscheuungswürdige Menschen regelrecht exekutiert. Später hatten ich und meine damalige Frau in Europa zwei Katzen. Und für Tiger und Leoparden hatte ich schon immer schon immer eine Schwäche. Auch Elefanten liebe ich abgöttisch.

Q: Da hast Du Dir ja das richtige Land ausgesucht. Hast Du keine Angst vor grossen Raubkatzen?

A: Eher laufe ich vor einer Blindschleiche davon. Lach…. Im Ernst. Ich habe Respekt vor diesen beeindruckenden Geschöpfen aber keine Angst. Denn ich weiss dass sie mir nichts tun.

Q: Gung und Du. Manche mögen denken Ihr seit der Inbegriff der perfekten Beziehung. Gab es bei euch nie Krisen?

A: Wir hatten eine. Gleich nachdem wir die Bar verkauft hatten fing es an. Ich war froh dass ich diesen Laden überhaupt loswerden konnte, wenn auch nur zu einem Bruchteil dessen was ich bezahlt habe. Wir gerieten in eine Phase rein in der Gung von ihren damaligen Freundinnen ständig beeinflusst worden ist. Ihre Freundinnen konnten mich nicht ausstehen. Bis zu fünf mal in der Woche trafen sie sich zum Karten spielen und Gung liess sie jedes Mal blass aussehen. Manchmal gewann sie dabei soviel dass sie mir 800 Baht einfach so schenkte. Ihre Freundinnen hassten mich. Sie massen meine Person an der Grösse meines Bankkontos. Und sie liessen keine Gelegenheit aus Gung den einen oder anderen Floh ins Ohr zu setzen.

Q: Scheint aber nicht funktioniert zu haben.

A: Nein. Gung ist sehr willensstark. Sie weiss was sie will. Und der Abend an dem sie sich von mir trennen wollte endete schliesslich in liebevoller Eintracht im Bett.

Q: Du scheinst ein echter Glückspilz zu sein. Bei den tausenden von Abzocker Stories die man aus Thailand so hört scheint Dir ein echter Glücksgriff gelungen zu sein.

A: Dafür bin ich meinem Buddha und dem Universum unendlich dankbar. Ja diese miesen Geschichte hört man immer. Aber das Leben ist ein Abenteuer. Ein Basejumper beeindruckt mich nicht durch seinen Mut. Nicht einmal einer der mit ausgewachsenen Tigern spielt. Die echte, die wirkliche Herausforderung ist es einem Menschen zu vertrauen. Ich kenne kein anderes Tier das so intelligent ist, dass es Dir so unverschämt ins Gesicht lügen würde

Q: Man hört viele schlechte Dinge diesbezüglich…

A: Das ist leider so. Und ich bin meinem Buddha und dem Universum auch deswegen so dankbar weil ich weiss wie selten so eine Geschichte, wie die mit Gung und mir vorkommt. Die andere Seite kenne ich übrigens auch.

Q: Ach ja? Abgezockt worden?

A: Mehr oder weniger auch das. Es endete mit einer Messerattacke. Sie setzte mir das Messer an die Gurgel und sie fragte mich ob ich sterben wollte.

Q: Du hast echt eine Menge hinter Dir

A: Das Negative habe ich schnell verdrängt.

Q: Was habt Ihr in Zukunft noch so alles vor?

A: Wir sind gerade erst heute in unser frisch renoviertes Zimmer in unserem Haus eingezogen. Ich mag den Blick auf den See von meinem Desk aus und das Zimmer ist wirklich gelungen. Anfangs sah das Haus ja noch aus wie ein Kuhstall mit Obergeschoss. Nun sieht es nach einem 1st Class Kuhstall aus.. –LOL

Im Ernst. Gung denkt daran wieder ihre Kollektionen zu nähen. Ich denke daran hier Schweine zu züchten. Ein echt lukratives Geschäft. Und schliesslich haben wir ja auch noch unsere Reisfelder und die Zuckerrüben.

Q: Pruuust…..Entschuldige wenn ich jetzt lache.. aber Du als Schweinezüchter??

A: Ja. Wir müssten nur hinter dem Haus einen Stall bauen. Vielleicht gehe ich die Mastsäue auch täglich massieren. Dann könnten wir sowas wie Kobe Beef erreichen, ich meine sehr zartes Schweinefleisch anbieten. Vielleicht wird ja ein Brand draus wie „Buriram Pork“

Q: Du bist ein Spassvogel. Grins….Was bedeutet für Dich Luxus?

A: Das ist relativ und auch individuell. Luxus ist möglicherweise wenn Du mit brennenden Füssen von jemandem auf dem Ochsenkarren mitgenommen wirst. Luxus ist natürlich auch wenn Du mit brennenden Füssen von einem Rolls Royce mitgenommen wirst. Luxus kann manchmal auch nur ein sauberes Handtuch sein. Oder ein Salamibrot in einer Ecke der Welt zu geniessen in der man das Wort Salami nicht mal richtig aussprechen kann.

Q: War bei euch nicht auch mal Nachwuchs geplant?

A: Geplant sicher. Wir arbeiten auch ständig daran. Grins. Allerdings muss ich auch sagen, dass wahrscheinlich im Moment nichts ungelegener kommen würde als Nachwuchs. Schliesslich möchte ich meinen Kindern auch eine gesicherte Zukunft bieten.

Q: Gung hat ja bereits einen Sohn. Und er sieht Dich als seinen Vater an. Wirst Du dieser Rolle gerecht?

A: Ich wünschte mir manchmal ich könnte mehr mit ihm unternehmen. Mal zum Fischen gehen oder sowas aber der See läuft uns ja nicht davon. Mos ist ein sehr guter Junge. Im Moment ist er in einer interressanten Phase. Mitten in der Pubertät. Er kämpft manchmal mit Pickeln aber ansonsten hat er seinen Hormonhaushalt recht gut im Griff. Ich möchte ihm im Moment auch nicht reinreden, selbst wenn ich unterschwellig sehr deutlich merken kann dass er sich auf dem Weg zum Mann befindet.

Q: Ich glaube über Mädchen und wie man sie bezirzt könntest Du ihm eine Menge erzählen, oder nicht?

A: Das Spiel bleibt immer dasselbe. Daran hat sich seit Jahrhunderten nie viel geändert. Anziehung schaffen. Den Mädels zeigen dass man auch auf eigenen Beinen stehen kann und sie nicht unbedingt nötig hat. Mädels spüren das recht schnell wer das Spiel drauf hat oder nicht. Für Mädchen hat Mos noch keinen Blick. Obwohl er viele Verehrinnen hätte. Er ist ein hübscher Junge und er hat eine Menge im Kopf. Sicher könnte ich ihm eine Menge Tips geben. Aber jeder sollte seine eigenen Erfahrungen machen.

Q: Hast Du manchmal Heimweh nach der Schweiz?

A: Nicht wirklich. Allenfalls manchmal im kulinarischen Sinn. Wenn ich Lust auf ein Käsefondue hätte dann könnte ich mir auch hier für teuer Geld eines machen. Dinge wie Salami, Rauchschinken. Pasta, Käse und so bekommt man auch in Thailand. Alles eine Frage wieviel man dafür ausgeben will. Und schliesslich bin ich froh dass ich für mich selbst kochen kann. Gung kocht meine Speisen übrigens genauso lecker wie ich.

Q: Sicher?

A: Gung hat mir neulich eine Rösti gemacht, die war schlichtweg der Hammer. Das hätte ich fotografieren sollen. Aber ich war zu hungrig..grins..

Q: Und Schweizer Schokolade?

A: Bin nicht so der Typ der auf Süsses steht. Schokolade Attacken habe ich selten aber dann heftig. Aber meistens stehe ich dann mehr auf MnMs oder auf die amerikanische Hershy Schokolade. Beide sind nicht so süss. Und so bereue ich meinen Genuss nicht mit Schmerzen an meinen überempfindlichen Zähnen.

Q: Was hat Dich denn bewogen die Schweiz zu verlassen? Warst Du aus irgendeinem Grund sauer auf die Schweiz

A: Nein. Nicht im geringsten. Ich habe die Schweiz nicht aus einem Groll verlassen. Ich bin stolz darauf ein Schweizer zu sein und ich geniesse die extrem gute Reputation unseres Landes selbst in diesem Teil der Erde. Wobei mir natürlich auch klar wird dass ich da gleichzeitig eine wenn auch kleine Botschafterrolle spiele.

Die Schweiz habe ich verlassen weil es nach dem Rausschmiss bei der Entris Banking AG (die sich mittlerweile durch ihr unglaubliches Missmanagement selbst an die Swisscom vertickt hatte) kaum noch befriedigende berufliche Möglichkeiten gab und ich natürlich meine Fühler bereits in Richtung Thailand ausgestreckt hatte.

Q: Was magst Du an Thailand?

A: Die Freiheit zu tun und zu lassen was ich will ohne dass mir jemand reinredet.

Das Wetter hier. Vor allem wenn ich es gerade mit den mittlerweile schon fast kranken Wetterbedingungen in Europa vergleiche. Ich brauche Sonne und Wärme. Selbst ein Hexenschuss durch eine doofe Bewegung ist hier etwas was mich nur die Hälfte der Zeit plagt, wie es mich in Europa plagen würde.

Der günstige Lebensstandard. Ich denke, sämtliche Menschen in Deutschland die bereits seit einem Jahr eine Rente bekommen, könnten Angela Merkel einen heftigen Arschtritt verpassen indem sie einfach auswandern würden in ein Land ihrer Wahl. Zum Beispiel wäre auch Thailand denkbar.

Dieses Land ist vom Therawada Buddhismus geprägt. Die Denkweise ist hier schon ganz anders als in Europa. Wenn ich an meine 10 Jahre in Bremgarten denke, sowie an einige Firmen für die ich gearbeitet habe dann komme ich zum Schluss dass es im zwischenmenschlichen Sinn eine reine Zeitverschwendung war.

Q: Kennst Du Schweizer in Thailand und hast Du mit ihnen Kontakt?

A: Guck mal, wir Schweizer sind da ein bisschen eigen. Ich habe mir früher als Tourist oft gesagt, dass ich mich nicht 12 Stunden in einen Flieger setze um in einem anderen Erdteil Schweizer anzutreffen. Da könnte ich genausogut zuhause bleiben. Und selbst wenn ich Schweizer traf war das kein Problem. Schliesslich kann ich mich gut verstecken.

Ich spreche Englisch so gut dass ein Ami mich für einen Landsmann oder zumindest für einen Kanadier hält. Und ich kann deutsch mit Ruhrpott Dialekt sprechen so dass ich einem Deutschen glaubhaft verkaufen könnte dass ich aus Essen oder aus Castrop Rauxel komme. Ich mag mir auch weder ein Heimwehgenöle anhören oder ein Gemotze darüber was die Thais nicht auf die Reihe bringen. Das weiss ich ja selber zur Genüge. Und daher mache ich eher einen Bogen um die Chose…

Q: Verständlich. Hast Du noch Freunde in der Schweiz?

A: Habe ich, Ja. Nicht viele aber echte Freude. Die mir selbst nach bald 4 Jahren Thailand immer noch zurückschreiben.

Q: Was möchtest Du oder ihr noch erreichen?

A: Das ist eine Frage die nicht so leicht zu beantworten ist. Denn eigentlich sind Gung und ich rundum glücklich. Gung hat kein grosses Interesse daran die Welt zu bereisen und ich habe vieles schon gesehen. Ich würde gerne mit ihr auf eine Weltreise gehen. Australien und Japan fehlen mir noch in der Sammlung. Vielleicht würde ich Gung auch gerne mal die Schönheiten der Schweiz zeigen. Ganz Europa ist schön. Es gäbe so viele tolle Orte zum Zeigen in Deutschland, Österreich, Frankreich und auch in Spanien. Die USA muss man heutzutage nicht mehr wirklich sehen. Ich habe die Ost als auch die Westküste bereist und nach 9/11 hat sich ohnehin alles verändert.

Langfristig schlecht würde ich mich vielleicht fühlen wenn ich mein europäisches Essen nicht mehr hätte. Das mag Dir jetzt vielleicht lächerlich vorkommen, aber ich weiss wie es sich anfühlt, morgens um drei Uhr aufzuwachen und eine Heisshungerattacke auf ein gebuttertes, knuspriges Salamibrot mit einer Gurke dazwischen zu bekommen. Der Mensch kann mit wenig zufrieden sein und der Weg zum Glück wird oftmals übersehen.

Q: Ich danke Dir für dieses interessante, offene und ehrliche Interview. Viel Glück für euch in Zukunft.

A: Danke